Samstag, 16. Mai 2009

Fleischlos

Ich bin Vegetarierin.

Ich habe dafür einige, für mich bestechende, Gründe.

Erstens: Respekt
Ich mag Fleisch, am liebsten Carpaccio mit Mostbröcklein oder Bündnerfleisch. Ich mag auch Pouletbrust und Bratwürste.
Aber eine Kuh, besteht nicht nur aus Bündnerfleisch und ein Huhn nicht nur aus Brust. Eine Kuh oder besser ein Kalb besteht auch aus Markklössen und Siedefleisch und wenn ich etwas nicht mag, dann sind es Markklösse und Siedefleisch. Ich mag auch keine Pouletschenkel und Schweinefleisch mag ich nur als Wurst.
Eine Katze ist eine Maus mit Haut und Knochen, nur den Pelz würgt sie wieder aus. Auch alle anderen Raubtiere fressen ihre Opfer ganz auf. Ein Tier zu töten, nur die besten Stücke herauzulesen und den Rest fortzuwerfen, das finde ich respektlos. Da kann ich nicht mitmachen.

Zweitens: Die ungerechte Verteilung
Wenn in Brasilien die Bevölkerung Hunger leidet und auf den Haziendas der Grossgrundbesitzer Kliometer von Land als Weide für Rinder benützt wird und wenn dann das Fleisch dieser Rinder in die USA und natürlich auch in die Schweiz geliefert wird, dann ist das nicht richtig.
Wie kann man gegen dieses Unrecht protestieren?
Wenn die Brasilianer das Fleisch nicht teuer exportieren könnten, dann würden sie ihr Land womöglich für den Anbau von Getreide nutzen. Oder das Fleisch billiger im Inland anbieten.
Aber ich kann nicht zu den Amerkanern gehen und ihnen erklären, sie dürften kein Fleisch mehr essen, weil die Brasilianer hungern. Also gehe ich mit guten Beispiel voran und hoffe, dass mein Vorbild eines Tages Schule macht.

Drittens: Haltung
Wenn nur noch der Gewinn zählt, vergessen viele Menschen ihre Moral. Denn Kindern bringen wir den kategorischen Imperatif bei. Aber wenn nun keine Zeit bleibt, die Kühe jeden Tag neu einzustreuen? Wenn kein Platz da ist um den Kühen Auslauf zu gewähren? Wenn der Transport von lebenden Tieren einfach billiger ist? Wenn diese doofen Kühe nicht spuren wollen und man sie halt schlagen muss? Und wenn die Hühner so hirnlos sind, dass sie sich in der Panik zu tode drücken nur weil einmal das Licht ausgeht?
Die anderen machen es auch so? Das hat man schon seit Ewigkeiten so gemacht? Ich kann es mir anders einfach nicht leisten?

Und ja, als ich das herzige rote Kälbchen im Stall meines Onkels sah und dann hörte, wie der Metzger (übrigens ein sehr sympatischer Mann), ihn dazu überreden wollte, es sofort an ihn zu verkaufen, das hat mir schon leid getan.

Darum esse ich kein Fleisch. Mein Körper scheint gut mit meinem Verzicht umgehen zu können und das nun schon seit 4 Jahren. Aber natürlich gibt es auch Menschen, die nicht so viel Glück haben, manchen mangelt es an Eisen und anderen an den tierischen Eiweissen. Wer nicht auf Fleisch verzichten kann, sollte das auch nicht tun.
Und wer auch sonst mit gutem Gewissen Fleisch ist, gegen den habe ich auch nichts einzuwenden.
Nur mit einer Gruppe von Fleischessenden habe ich Mühe.
An meiner Schule gab es eine Zeitlang viele Veganer und die wollten alle bekehren. Eine Kollegin von mir beklagte sich darüber. "Bei jedem Sandwich kommen sie und sagen ich ässe tote Tiere." Ich riet ihr sich nicht darum zu kümmern, solange sie mit gutem Gewissen Fleisch esse, bräuche sie sich nicht angegriffen zu fühlen. Fleischessede, die mit schlechtem Gewissen in ihr Sandwich beissen, nur weil sie sich nicht gewohn sind auf etwas zu verzichten, die kann ich nicht verstehen.

Aber ich habe auch kein Verständis für Vegetarierer, die den Fleischessenden ein schlechtes Gewissen einreden wollen. Wer sich nicht selbst und nur für sich selbst zum Verzicht auf Fleisch entscheidet, der wird sich auch nicht über längere Zeit daran halten.

Besser ist man geht mit gutem Beispiel voran und freut sich über jeden, der sich freiwillig anschliesst. Ach ja und gibt Tips!

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