Sonntag, 19. Juli 2009

Waschnüsse

Ich habe versprochen, auf die Waschnüsse zurück zu kommen.

Indische Waschnüsse enthalten einen seifenänlichen Stoff. Mit etwa fünf Nüssen in einem Leinenbeutel kann man damit Wäsche waschen. Ein halbes Kilo Waschnüsse reicht bei uns, einer fünfköpfigen Familie, darunter ein Rekrut, etwa für ein halbes Jahr. Natürlich braucht es auch noch etwas Entkalker, aber ansonsten ist das Ganze ziemlich natürlich. Nur einen weiteren Nachteil gibt es noch: Weisse Wäsche lässt sich mit Waschnüssen nicht waschen. Sie würde vergilben oder grau werden.


Natürlich, sparsam, kostengünstig... Es würde eigenlich alles für die Verwendung von Waschnüssen sprechen. Oder besser gesagt, es spricht zu viel für die Verwendung. Mittlerweile sind so viele Menschen in Europa und der USA davon überzeugt, das die Nachfrage nach den Nüssen ins unermessliche gestiegen ist.
Nun schlägt sich die Nachfrage immer auf den Preis aus und in diesem Fall, können die Inder den Preis, den wir in Europa bereit sind zu zahlen, nicht aufbringen. Sprich: in Indien, dem Herkunftsland der Waschnüsse, wird mit billigerem Waschmittel gewaschen. Die teuren Nüsse werden exportiert.
Ist das schlimm? Sollen nicht die Inder an den Waschnüssen etwas Geld verdienen dürfen?
Doch in dieser Rechnung fehlt noch ein Faktor. Die Kläranlagen.
Unsere Kläranlagen kommen mit den Waschmitteln zurecht. Es wird neutralisiert und das Wasser so wenig wie möglich verschmutzt. Doch in Indien gibt es kaum Kläranlagen. Ein Umstand der eine natürliche Reinigung der Wäsche erforderlich macht.
Kann ich nun mit gutem Gewissen Waschnüsse verwenden?

4 Kommentare:

  1. Ähnliches zeigt sich bei der scheinbar moralischen Altkleidersammlung: Unsere Kleider, getragen und abgestanden kommen in den entsprechenden Ländern billiger auf den Markt als Einheimische Produktionen. Konsequenz: Einheimische Produktionen verkaufen sich kaum. Moralische Handlung oder doch das Sparen von Entsorgungsgebüren?

    Milch wäre ein weiterer Fall: In vielen Entwicklungsländern gibts hauptsächlich Milchpulver aus Europa zu kaufen. Es reicht eigentlich, dass Milch in Form von Pulver an sich schon ekelerregend ist, aber es stammt auch noch von unseren Kühen. Wir, die wir doch immer so stolz sind auf unsere frische Bergmilch. Mit Subventionen bezahlt.

    Es lebe der Liberalismus!

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  2. Frische Bergmilch...
    Also die meiste Bergmilch wird zu Butter und Käse verarbeitet. Und auf den könnten wir wirklich stolz sein. Einige aber finden den Geschmack zu natürlich...
    Der Rest ist allerdings eher ein Milchberg. seuftz.
    Die meisten Bergbauern haben die Subventionen aber wohl wirklich nötig, von der gesunden Luft alleine lässt sich kaum leben. Ich hoffe, dass hierzu bald eine Expertin mehr sagen kann.

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  3. Millionen von Bauern in anderen Ländern haben durch unsere Protektions- und Subventionspolitik ihre Existenzgrundlage verloren.
    Wenn unsere Bauern ohne Subventionen nicht existenzfähig sind, sind sie auch nicht konkurrenzfähig und gehören daher weg vom Markt. Wer für den Liberalismus plädiert, hat auch dessen Konsequenzen zu tragen.

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  4. Die Milch der Schweizer Landwirte wird seit dem 1. Mai 2009 nicht mehr subventioniert. Ich denke, es ist aber wichtig, dass es die Landwirtschaft in der Schweiz gibt, über das Direktzahlungssystem kann man sicher diskutieren, aber ohne DZ geht es einfach nicht, da sind die hohen Maschinenkosten, Tierarztkosten,Baukosten um den neuen Tierschutzvorschriften nachzukommen etc. Vor allem hängt an der Landwirtschaft viele Stellen z.B. Tierärzte, Mechaniker, Landwirtschaftämter, Schulen und viele mehr. Was wäre das Ergebnis einer Schweiz ohne Landwirtschaft, viele Arbeitslose und Sozialfälle mehr, und ob das billiger wäre als die Landwirtschaftsubventionen, wage ich zu bezweifeln.

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